Entstehungsgeschichte

der Mariañaca-Saga

Plaudereien über die Saga: Hintergründe ... Planungen ... Quellen ... Privates ... Mythologien ... Fakten ... Inspirationen ... Anekdoten.

L I T E R A R I S C H E S

📚 Balzac & Joyce & Tucholsky

Inhaltlich orientiert sich die Saga an dem soziologischen Zyklus Comédie humaine (Die menschliche Komödie) von Honoré de Balzac, stilistisch an die Experimentalromane von James Joyce, welche die postmoderne Literatur einläuteten. Ja, manche Texte erinnern zweifellos an ein Tagebuch-Buch. Spitz wie von Kurt Tucholsky, hoffentlich!


🎩 👒 Und stilistisch?

Ich habe alles einmal ausprobiert: Tempuswechsel. Perspektivenwechsel. Montagestil. Tagebücher. Und das Genre? Auch bunt gemischt! Mal Jugenddrama, mal Schelmenroman, mal Abenteuer oder Thriller.

Mir gefiel es. Neues ausprobieren, sich selbst neu erfinden. Lesegewohnheiten strapazieren. Ich denke, Literatur ist wie leben: in Bewegung bleiben, Wege suchen, Rahmen sprengen, die Rebellion gegen die Norm. Manche brauchen die Strasse, andere eine Bühne oder Papier.


📣 Sprachen der First Nations

Mit der Idee, dass Neal in Mexiko verwurzelt ist, schmückte ich meine Dialoge mit polyglotten Redewendungen. Ich wollte die Stimmung untermalen und der Szenerie noch einen Hauch Exotik verleihen. Für diesen Zweck lernte ich Grundkenntnisse in Spanisch.

Mehr aber noch lud ich mir (sämtliche 2009 verfügbare) Sprachbücher der First Nations aus dem Internet herunter, mehrheitlich beim Internet Archiv oder aber bei Sil. Auch viele First Nations stellen Informationen zur Verfügung.


🔖 Zapotekisch

Wichtig wurde vor allem Zapotekisch (siehe Quellenverzeichnis auf Seite 5 der Entstehungsgeschichte), die Sprache aus Oaxaca in Mexiko. Hier gibt es so viele Dialekte!

Eine Übersetzung eines Wortes oder Wortspiels in einen Roman ist komplizierter, als man denkt, einfach, weil man nicht jedes Wort findet, das man übersetzen möchte. Ich hoffe, dass ich bei der Übertragung nicht ins Fettnäpfchen trat, denn Wörter können doppelt belegt sein. Einen Lacher kann ich verkraften, doch einen kultureller Fauxpas wäre unverzeihlich.

Wie interessant, durch das exotische Vokabular zu stöbern! Manche Redewendungen erzählen so viel über Kultur und Alltagsleben, über Klima, Flora und Fauna! Ich sprach einige Worte ziemlich holprig nach und überlegte, wie ich mich dabei fühlte. Anders.


💦 Quechua

Ähnlich ging es mir beim Quechua in Peru. Wie viele Übersetzungen ich doch fand! Ich lernte autodidaktisch ein wenig Quechua - auch Grammatik - um wenigstens einige Sätze - ich hoffe richtig! - zu schreiben.

Meine wichtigste Quelle ist eine Excel-Liste mit Abertausenden Einträgen. Die habe ich von einer peruanischen Seite heruntergeladen, die wenige Tage danach schloss. Das bedeutet: Ich kann sie eigentlich nicht zitieren. Diese Datei enthält 23.512 Wörter und Begriffe in siebenundzwanzig Quechua-Dialekten, dazu in Deutsch, Englisch, Spanisch, Dänisch, Französisch und Italienisch sowie dreizehn weiteren Aymara- und Runasimi-Dialekten.

Ein wahres Epos. Darin finden sich auch sämtliche Informationen zu Mythologien, Mythen und Religionen und Pallay-Mustern, die man sonst nirgendwo findet.

Ominöserweise zeigen die Details der Datei an, dass sie von einem Biker in Fahrradstadt gespeichert wurden, also ein Fake. Aber ein deutscher Fake auf einer peruanischen Seite?


🔭 Kulturen und Mythologien

Dem folgte, dass ich mich ein wenig tiefer in die Historie und Gegenwart las, dass ich Sagen und Mythologien aus ganz Amerika sammelte. Manche sind so schrecklich verstaubt wie unsere alten Klassiker, wo sich die Charaktere mit umständlichen Redewendungen selbst im Weg stehen, andere jedoch öffnen philosophische Tiefen.

Ich pickte mir interessante Motive heraus und baute sie in die Handlung ein. Es war eine Gratwanderung, schliesslich sollten sie weder an der Oberfläche kratzen, noch von sperriger wissenschaftlicher Tiefe sein. Sie sollten auch nicht das indigene Erbe interpretieren - noch mehr Gratwanderung.

Eine atmosphärisch dichte Szene - für mich jedenfalls - schrieb ich besonders gerne: Do Laze II - heute Chi'inao'. Das Kapitel heißt Teotihuacán - Doppelspiel” Teotihuacán ist übrigens ein Schlüssel der Mariañaca, deshalb auch so viele Bilder in der Bildergalerie.


Anekdote

Die Mariañaca hat herausgefunden, dass Neal während heimlich ein „Political Profiling” von ihnen allen erstellt hat. Das Dokument ist brandgefährlich. Es stellt sie als radikale Staatsfeinde dar. Wenn er es veröffentlicht, werden sie wegen Hochverrat angeklagt.

So ganz verstehen sie das Tagebuch mit dem „Political Profiling” nicht, weil sie bislang für einen Dummkopf hielten. Wer ist er wirklich? Um das herauszufinden, laden sie ihn unter einem Vorwand in die präkolumbianische Ruinenstadt Teotihuacàn ein.

Sie fragen ihn aus. Sie setzen ihn unter Druck. Sie bieten ihm ihre Hilfe an. Sie wollen Antworten. Doch die Antworten, die er ihnen gibt, gefallen ihnen nicht.

Sie erklären ihm ihre Einstellung mit den Sinnbildern von Quetzal und Tezcatlipoca. Quetzal, dem Regenwaldvogel, der Freiheit symbolisiert. Tezcatlipoca: der schwarze Gott des Nachtwindes und Krieges. Quetzal, dem Regenwaldvogel, der Freiheit symbolisiert.

Sie treten mächtig auf, zeigen ihre kleinen Tätowierungen vom Quetzal, dem Regenwaldvogel, der Freiheit symbolisiert. Auch sie kämpfen für die Freiheit, gegen den Krieg und Korruption. Ihre eindringlichen Worte wirken noch eindringlicher und bedrohlicher durch die fremde Mystik.

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